Hubert Schmitz, Lorbach:
Lorbach - Es ist heute kaum vorstellbar, was sich in dem damals etwa 200 Seelen-Dörfchen Lorbach in der Nordeifel zugetragen hat, nahe einer mit entsprechenden Bunkeranlagen umgebenen Flak-Stellung des früheren Westwalls - nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg:

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 Bunkerreste ragen noch heute aus der Bergspitze des 500 m hohen "Pflugberges" heraus. Unter der Pfeilspitze, ca. 600 m vom Bunker entfernt, liegt im Tal das Jugendheim. (Foto HSL)

Am 6. März 1945 ist der Krieg für Lorbach vorbei!

 Mindestens 8 Fliegerbomben schlagen um die Jahreswende 1944/45 500 m entfernt südlich vom Ort bzw. der Flakstellung in den Waldboden. Einige Granateinschläge im Ort, wenige Tage vor Kriegsende, versetzen die Menschen in Angst und Schrecken und richten erhebliche Gebäudeschäden an. Sie läuten  das Kriegsende für Lorbach ein.  In den ersten Märztagen 1945 machen sich regional die deutschen Truppen ohne großen Widerstand - weil hoffnungslos - davon, während die amerikanischen Truppen  diesen Teil der Nordeifel durchziehen mit dem Ziel, den Rhein zu erreichen. Die Flak-Stellung auf dem Pflugberg ist für sie kein Hindernis.

Kinder aus den Trümmern in die heile Naturlandschaft

Schon um 1948 werden Verantwortliche für den Aufbau des Schulwesens in Köln und Kölner Organisationen bei der Suche nach Schullandheimen für die Kinder der zerbombten Stadt auf das Mannschaftshaus der ehemaligen Flak-Stellung aufmerksam. 1949 umgebaut und eingeweiht ist das Haus ab da regelmäßiges Ziel Kölner Schulklassen und Jugendgruppen. 

Ort der Völkerverständigung zwischen deutschen und englischen Jugendlichen

Ab 1951 allerdings erhält das Haus eine weitere und einmalige Bedeutung. Denn über eine Schule in Köln wird es als Wohn- und Begegnungsstätte deutscher und englischer Jugendlichen genutzt, die im Schüleraustausch der englischen Stadt Redditch mit einer Schule in Köln hier einmal jährlich Wohnung beziehen.

Im Fokus: Dr. Martin Deutschkron

Als Pionier deutsch-englischer Jugendbegegnung, nur wenige Jahre nach Kriegsende, spielt Dr. Martin Deutschkron eine entscheidende Rolle. Er war Studienrat an einer Berliner Schule und musste, weil er Jude war, 1939 noch kurz vor Kriegsbeginn aus Berlin nach England fliehen. Dass er, nun im englischen Schuldienst, bereits so kurz nach dem Krieg im Sinne der Völkerverständigung mit englischen Jugendlichen nach Deutschland kommt, um sie mit jungen Menschen hier zusammen zu führen, ist eine bemerkenswerte Tat. Schauplatz dieses Geschehens ist neben Köln auch das kleine Eifeldorf Lorbach. > Siehe ...

Lorbach worldwide

Über diese Geschichten soll hier berichtet werden, denn es wäre schade, wenn die Erinnerungen an diese Ereignisse ganz verloren gingen, zumal sie auch in Lorbach selber kaum bzw. nicht im Detail bekannt sind. Die Fäden dieser Ereignisse ziehen sich bis Köln, bis nach England, Wales und Neuseeland und sogar bis in den Deutschen Bundestag.