Index

 01  Zarte Pflanze auf Westwallbeton
 02  Gründung des Jugendheimes
 03  Einweihung
 04  Personen (u.a. Dr. Hermann Neumann, Frau Inge Deutschkron)
 05  Zielgruppen
 06  Schullandheim und internationale Begegnungsstätte

Zarte Pflanze auf Westwallbeton.

Hubert Schmitz, Lorbach. - Die wenigen Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (Mai 1945) waren bis 1948, 1949 nicht Zeit genug, um über die stahlbewehrten Bunkerbauten rund um den Pflugberg „Gras wachsen zu lassen“. Eher gelang es Flechten, Moosen und sehr beharrlichen Kräutern, sich in den Rillen des Betons, in dessen Vertiefungen und am Rande genügend Feuchtigkeit und Nährstoffe zu suchen. Das lässt sich sogar bis auf den heutigen Tag noch an den hartnäckig aus der Erdoberfläche ragenden Betonbrocken beobachten, die – obwohl Anfang der sechziger Jahre gesprengt – die Standorte einiger Bunker markieren. Dass die auf Gewalt, Tod und Verderben gerichteten Bauwerke nach der Sprengung mit ihren zufälligen Hohlräumen zu Biotopen gewandelt sind, in denen manche Arten aus Fauna und Flora eine ideale Lebensumwelt vorfinden, gleicht einer wunderbaren Kehrtwende zum Guten.

Bunker-Biotop

Kehrtwende und Neuorientierung waren besonders vonnöten bei den Kindern und Jugendlichen, die kurz vor oder während der zwölfjährigen Diktatur geboren und herangewachsen waren, groß geworden unter den Ideen und Taten der Nazis, unter nationalsozialistischer Ideologie, bei Krieg, Tod und Zerstörung. Härter betroffen als die ländliche Jugend waren davon zweifellos die heranwachsenden Generationen der städtischen Kinder, zum Beispiel die aus Köln. Dass hier in Lorbach ausgerechnet ein ehemals zum Westwall gehörendes Wohngebäude als Schullandheim und Jugendbegegnungsstätte ausgewählt wurde, hatte sicher auch eine symbolische Bedeutung.
Foto: Hubert Schmitz, Lorbach

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Gründung des Jugendheimes

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Das angezeigte Gebäude wurde zum Jugendheim umgebaut.
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 Flakstellung westlich von Lorbach: Das Wohngebäude der hier eingesetzten Soldaten. Zustand 1948.

Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges waren unter ungeheurem Aufwand im Bereich des Pflugberges militärische Anlagen errichtet worden, die zum so genannten „Westwall“ zählten. Für die im Kriegsfalle dort eingesetzten Mannschaften musste auch eine Unterbringungsmöglichkeit geschaffen werden. So entstand das Wohngebäude, im Lorbacher Volksmund später "die Halle" oder im Eifeler-Lorbacher Dialekt einfach „de Hall“ genannt.

Aus dem Militärbauwerk wird 1949 eine Jugendbegegnungsstätte. Dass dieses zu Kriegszwecken errichtete Gebäude wenige Jahre nach Kriegsende 1945 zu einer Jugendbegegnungsstätte und Schullandheim umgewidmet wurde, ist der Initiative von Dr. Hermann Neumann aus Köln, später wohnhaft in Lorbach, zu danken. 

Seine persönlichen, schlimmen Erfahrungen unter Naziterror und Krieg veranlassten ihn, mit Gleichgesinnten im sozialistischen, sozialdemokratischen Umfeld für die Kriegszeit-Jugend Stätten  körperlicher und geistiger Erholung, Erfahrungen und Begegnungen zu schaffen. Auf der Suche nach geeigneten Orten stieß man auf die leer stehende „Halle“.

[Mehr zu Dr. Neumann ...]

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 Einweihung

Über die Herrichtung des Hauses und die Zielsetzung der Nutzung berichtet ausführlich der Zeitungsartikel hier auf der Seite unter „1951 Englische Schüler sangen die ‚Lorelei'".
Den bedeutsamen Tag der Einweihung am 1. Mai 1949 dokumentieren einige Fotos mit knappen Rückseiten-Informationen:

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Dr. Neumann, vorne. Links möglicherweise Inge Deutschkron.
Quelle: Foto Kölner Stadt-Anzeiger, ca Mai 1949
Mit englischen LKWs werden die Jugendlichen und weiteres Ausrüstungsmaterial nach Lorbach gebracht, wohl mit nützlicher Ladung, mit Dingen, die im neuen Schullandheim gebraucht werden.Quelle: Foto aus dem Nachlass von Dr. Neumann.

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Steht im Bild zwischen Heim und Halle doch tatsächlich ein "Maibaum", wie es der dörflichen Tradition in Lorbach entspricht? Oder? - Quelle: Foto aus dem Nachlass von Dr. Neumann.  


Quelle: Foto aus dem Nachlass von Dr. Neumann.

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Die Initiatoren, sie schufen das neue Jugendheim:

 Vor dem mit Birkengrün geschmückten Schullandheim ließen sich der Initiator und die Förderinnen fotografieren. Sie schufen das neue Jugendheim und vertreten die vielen, die am Projekt "Schullandheim" mitgewirkt haben: 

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Foto entstand am 1. Mai 1949 anlässlich der Einweihung des Jugendheimes.
Quelle:
Foto aus dem Nachlass von Dr. Neumann.

(v.l.) Dr. Neumann, Vericherungsjurist in Köln, Doris Roper (Leiterin des Quäker - Zentrums in Köln), eine unbekannte Engländerin (auch Quäkerin), Inge Deutschkron (Tochter des Dr. Martin Deutschkron, eines jüdischen, 1939 nach England geflohenen Gymnasiallehrers).
Quelle: Foto aus dem Nachlass von Dr. Neumann.

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Zielgruppen

Das Haus steht Jugendlichen, Schulklassen und Gruppen aller politischen und weltanschaulichen Richtungen offen.

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Schullandheim und internationale Jugendbegegnungsstätte

  Über die Nutzung als Schullandheim hinaus wurde es bald eine Stätte internationaler Begegnungen. So bahnten sich gute Kontakte über die Patenschaft zwischen Köln und der englischen Stadt Birmingham an. Südlich von Birmingham, in Redditch, war Dr. Martin Deutschkron als Lehrer an der dortigen Grammar High School tätig. Dieser war engagiert bei der Entwicklung des Schüleraustausches mit Köln. Die deutsch-englischen Gruppen erlebten manche Tage, bis 2 Wochen, im Schullandheim Lorbach. Denn in Köln gab es Anfang der 50er Jahre noch große Wohnungsnot.

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