Ria's Tagebuch

geführt von Ria Mallmann, 22c Köln – Bickendorf, Starenweg 12

 Im Schullandheim in Lorbach / Eifel- vom 25. Juni bis 8. Juli 1950
Gemeinschaftsschule Köln - Vogelsan
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Index

 
01  Einleitung  08  Rund um den Lichtertberg.
02
 Wir Kinder aus Vogelsang.                    09 Inschriften der Kakushöhle.
03
 Unsere Heimordnung. 10 Sand, Sand, Sand!
04
 Unser Heim. 11 Wasser, Sand und Sonne! Am Weiher.
05
 Wo liegt das Heim? 12 Von unserem Speisezettel.
06  Harte Bauernarbeit. 13  Wildblumen kennen gelernt.
07  Schönes Eifelland.    
     

 

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  Einleitung

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Rias Tagebuch beginnt mit einer übersichtlichen Zeichnung des Jugendheimes und seiner Umgebung. Im Vordergrund links die damals noch sichtbaren Betonbrocken des dort gesprengten Bunkers.

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Wir Kinder aus Vogelsang

 Wir Kinder aus (Köln-) Vogelsang - unsere Hoffnungen, unsere Wünsche ...

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"Wir Kinder aus Vogelsang
wir zogen ins Eifelland
umschlingt der Gemeinschaft Band
uns fest für alle Zeit.
Denn nur Gemeinschaft treu und fest
besiegt das deutsche Land".

 

 

 

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Unsere Heimordnung

 Die Ordnung im Jugendheim ist nicht nur eine Angelegenheit der erwachsenen Begleiter, sondern der Jugendlichen selbst. In der Knaben- und Mädchengruppe werden je drei Vertrauensleute gewählt, die zuerst mit verantwortlich sind.

In unserem Heim gibt es feste Ruhezeiten:

Mittagsruhe 1 Stunde nach dem Mittagessen. - Nachtruhe von 9 Uhr bis früh 7 Uhr. - Auch zu den anderen Zeiten ist im Hause möglichst Ruhe zu halten.

Wir vermeiden lautes Rufen.
Wir öffnen und schließen die Türen leise.

Während der Nachtruhe vermeidet man möglichst das störende Austreten. Es wird nie zusammen ausgetreten.

Das Knabenklosett und der Knabenschlafraum werden niemals von Mädchen, das Mädchenklosett und der Mädchenschlafraum niemals von Knaben betreten.

Am Tage sind die Schlafräume nur zu notwendigen Besorgungen zu betreten.
Der Waschraum wird morgens und abends in wechselnder Reihenfolge je eine halbe Stunde von Knaben und Mädchen benutzt.
Mit Wasser sparsam umgehen wegen der Wasserversorgung in Lorbach.

 Wir teilen regelmäßige Dienste ein:
Küchendienst: 2 Knaben, 2 Mädchen, Mithilfe in der Küche, beim Tischdecken, Spülen, Zuputzen. Nach Bedarf werden noch Kartoffelschäler eingeteilt.
Tagesraum: 1 Knabe, 1 Mädchen. Gründliche Reinigung am Abend, früh Blumenschmuck ordnen, wenn nötig auch Beheizung.

Schlafraum: 1 Knabe, 1 Mädchen, Reinigung, Aufsicht über die Ordnungsliebe des Einzelnen (Gepäck, Bett).

Klosetts und Waschraum: 1 Knabe, 1 Mädchen, denen die Pflege ihres Klosetts und je ihrer Hälfte des Waschraumes übertragen ist.

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Unser Heim

Aus Trümmern des unseligen Krieges, der soviel Leid auch über die Eifel brachte, entstand durch die Jugend ein Werk des Friedens. Wo wir weilen, war eine Geschützreparaturwerkstatt mit Mannschaftshaus.

Jetzt dienen die Kriegsgebäude dem Frieden. Ein Gut für einen braven Eifelbauern und ein Heim für die wandernde Jugend entstanden in diesem Grenzgebirge. Sozialistisch gesinnte Jugendliche aus Köln fanden zu fröhlichem, aber auch beschwerlichem Schaffen. Durch die leeren Fensterhöhlen pfiff der raue Eifelwind. Sie fingen an zu planen, sie zeichneten, maßen, berieten, rechneten. Auf holprigen Wegen fuhren sie an Sonntagen Steine, Dachziegel, Balken, Fenster, Glas. Jeder Jugendliche wurde Maurer, Zimmermann, Anstreicher. Viel Schweiß floss. Dazu kamen die Geldsorgen. Freunde aus England und anderen Ländern halfen. Am 1. Mai 1949 war es soweit: Das Heim konnte eröffnet werden. Es legt Zeugnis ab für den guten Geist der deutschen Jugend.

 Möge es ein Hort des Friedens sein!
Möge jeder, der hier wohnt, das Heim schonen und pflegen!
Möge jeder wissen, dass das Heim aus Arbeitergroschen entstand!

 Wir danken Euch, Ihr jugendlichen Freunde, dass Ihr uns Euer schönes Heim für zwei Wochen zur Verfügung stellt.

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Wo liegt das Heim?

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 Harte Bauernarbeit

Eifelland ist raues und steinichtes Land. Hart ringt der Bauer um den Ertrag des Bodens. Zähe Arbeit tut Not, um die Ernte zu sichern. Schwer lässt sich der Boden bearbeiten. Die Wiesen und Weiden sind oft karg. Klima und Natur sind rau und herb. Wir wollen daran denken, wenn wir in der Gegend herumstreifen. Kein Halm darf zertreten werden.

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Schönes Eifelland

Wie schön ist der Blick über das wellige Bergland mit seinen bewaldeten Höhen und lieblichen Wiesentälern! Freundliche Dörfer und Städte grüßen von den Höhen und aus den Tälern bei unseren Wanderungen.

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Rund um den Lichtertberg

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 Der Lichtertberg und sein umgebendes Wegenetz und die Dörfer dort.

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Inschriften der Kakushöhle

1911 und 1913 erforschte die Kölner Anthropologische Gesellschaft die Höhlen des Kartsteins. Sieben Kulturschichten übereinander erwiesen sich als Wohnstätten der Menschen während der Vorzeit. Davon fallen vier in die letzte Eiszeit, in der der Mensch gleichzeitig mit Höhlenbär, Mammut, Rhinozeros und Renntier lebte. Die Funde befinden sich im Museum für Vor- und Frühzeit in Köln.

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Sand, Sand, Sand!

Oft besuchen wir die riesigen Sanddünen am Bleiwerk. Zuerst blendete uns der weiße, klare Sand. Woher kommt dieser Sand in die Eifel? Tief in der Erde liegt Bleierz im Sandstein. Der Bergmann bricht das Gestein. Im Werk werden die Brocken zermalmt. Um das Blei zu gewinnen, wird der Sand heraus geschwemmt. Immer höher türmen sich die Halden. Der Wind treibt sie wie Wanderdünen dem Walde zu. Wir aber freuen uns, dass wir uns die steilen Sandhänge hinunter kugeln können. Wie schön, dass es am Waldrande auch noch einen See gibt, so dass wir uns fühlen wie am Nordseestrand.

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Wasser, Sand und Sonne! Am Weiher.

 Wir freuten uns alle sehr, als der Lehrer uns eines Morgens sagte: „Wir gehen heute Nachmittag schwimmen.“ Um 1 Uhr wurde Mittag gegessen. Anschließend war 1 Stunde Mittagsruhe. Um 2 Uhr pfiff der Lehrer. Wir versammelten uns vor dem Heim.

Zuerst gingen wir durch blühende Felder und Wiesen. Nachher kam ein großer Wald. Wir fingen sofort an, Waldbeeren zu pflücken. Als wir genug gepflückt hatten, gingen wir weiter. Auf einmal sahen wir weißen, klaren Sand. Wir liefen, bis wir am Sand waren. Der Sand war so schön, dass wir uns Schuhe und Strümpfe auszogen und barfuß liefen. Wir kugelten uns im Sand herum, den ganzen Berg hinunter. Unten sah man einen schönen, klaren See. Wir zogen unsere Kleider aus, denn es dauerte uns zu lange, bis wir am Wasser waren. Die ersten sprangen im Kopfsprung ins Wasser. Wir blieben eine ganze Weile im Wasser. Einige Kinder hingen sich an ein Seil und wurden von anderen durchs Wasser gezogen.

 Wir wären noch länger drin geblieben, aber der Lehrer machte uns den Vorschlag, auf den Sandberg zu gehen. Das wurde auch gemacht. In dem Sand war es sehr heiß. Die Sonne brannte so heiß, dass man es kaum aushalten konnte. Als es ungefähr 6 Uhr war, zogen wir uns wieder an und gingen fröhlich ins Heim zurück.

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Von unserem Speisezettel

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Ein Brief an Marta Mallman:

Liebe Mutter!

 Du möchtest doch sicher mal gerne wissen, was wir hier essen. Ich schreibe es Dir einmal auf:

14. Juni 1950 Süße Nudeln mit Milch
25. Juni 1950 Gulasch, Kartoffeln, Salat / Kartoffeln mit Maj.
26. Juni 1950 Nudeln mit Fleisch / Gebratene Nudeln, Kartoffeln
27. Juni 1950  Weißkohl mit Speck / Waldbeerpfannkuchen
28. Juni 1950 Speckmilchtunke, Kartoffeln / Michreis, Quark mit Waldbeeren.
29. Juni 1950 Kohlrabi, Rahmtunke, Frikadellen mit Kartoffeln / Gemüsesuppe mit Fleischbällchen.
30. Juni 1950 Dicke Bohnen mit Fleischtunke / Reis mit Saft.
01. Juli 1950 Erbsensuppen mit Speck / Bratkartoffeln mit Salat.
02. Jul 1950 Gulasch, Wirsing, Pudding / Erdbeersoße, Kuchen/ Griesbrei mit Rosinen.
03. Juli 1950 Blumenkohl mit Holländischer Tunke / Milchreis mit Himbeer/ Bratkartoffel mit Fleichschnitten.
04. Juli 1950  Keine Eintragung!
05. Juli 1950  Keine Eintragung!
06. Juli 1950  Keine Eintragung!
07. Juli 1950  Keine Eintragung!
 08.Juli 1950  Keine Eintragung!


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Wildblumen kennen gelernt:

 Waldweidenröschen, Malve, Hartheutüpfelkraut, Kamille, roter Klatschmohn, Kornblume, weiße Taubnessel, Kornrade, Ackersenf, Schafgarbe, gelbe Margarite.

 

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