Index:

   
01  1985: Dr. Hermann Neumann - „Roter Kämpfer" gegen Nazis.
02  1988: Rheinlandtaler für Dr. Hermann Neumann.
03  1980: Rheinisches Landesmuseum Bonn gratuliert Dr. Neumann zum 75. Geburtstag.
04  Dr. Neumann, der Hobby-Archäologe, könnte zu den folgenden Fotos eine Menge erzählen.
05  1972 - Dr. Neumann führt eine Schulklasse durch die Kakushöhle bei Dreimühlen.
   

 

  1985: Dr. Hermann Neumann - „Roter Kämpfer" gegen Nazis.

 Er feierte gestern 80. Geburtstag - Seit 65 Jahren in der SPD - Als Chef der sozialistischen Studenten im Untergrund — Jugendheim aufgebaut.

 Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger,  Redakteur Günter Hochgürtel

  1949-05-01-Dr-neumann-3Foto: Mit Lastwagen wurden die Jugendlichen aus Köln am 1. Mai 1949 zur Eröffnung des Jugendheimes in Lorbach in die Eifel gefahren. Dr. Hermann Neumann (vorne links) hatte das Haus zusammen mit Arbeitern aus der Domstadt hierzu hergerichtet.
 
Lorbach - Er ist vermutlich einer der ältesten Sozialdemokraten im Kreis Euskirchen überhaupt. Gestern, anlässlich seines 80. Geburtstags, wurde er für seine 65jährige Mitgliedschaft in der SPD ausgezeichnet.
In einem Rückblick auf sein bewegtes Leben sprach Neumann insbesondere die Zeit im Untergrund immer wieder an. Noch heute ist er verwundert darüber, dass er nicht wie so viele andere Genossen im Konzentrationslager landete. Denn von 1931 bis 1933 war er Vorsitzender der sozialistischen Studentenschaft in Köln, die bei der Machtübernahme der Nazis sofort verboten wurde. Dreimal wurde Dr. Neumann damals verhaftet und verhört.

Mit heiler Haut

Dass er das „Tausendjährige Reich" dennoch mit heiler Haut überstanden hat, verdankt er nach eigener Einschätzung seinem siebten Sinn, der ihn stets warnte, wenn Gefahr im Verzug war. Dr. Hermann Neumann, der seit vielen Jahren als Pensionär zurückgezogen   in   Lorbach wohnt, ist eine jener Persönlichkeiten, die mehr im Stillen gewirkt haben. So war er nach dem Krieg maßgeblich am Wiederaufbau der Kölner Schulen beteiligt. Da er bei den Besatzungsmächten als aufrechter Sozialist galt, wurde er gebeten, bei der Neuorganisation des Schulwesens mitzuhelfen.
Als der Schulbetrieb wieder angelaufen war, suchte Neumann nach Jugendheimen auf dem Lande, wo die Kinder aus der Stadt Ferien machen konnten. Er fand damals im Eifeldörfchen Lorbach die Überreste einer ehemaligen Flakreparaturwerkstatt. An den Wochenenden trommelte er Arbeiter in Köln zusammen, lud sie auf den Lastwagen seines Bruders und fuhr mit ihnen in die Eifel, um das Jugendheim in Lorbach aufzubauen.
Zu seinem Lebenswerk zählt er den Aufbau der „Sozialistischen Jugendheim-Vereinigung", die unter anderem das Haus in Lorbach betreute. Neumann war an den Wochenenden fast ständig dort, wenn Jugendgruppen aus Köln und Umgebung sich in der frischen Eifelluft erholten.

Billige Übernachtung

Die Übernachtung mit Küchenbenutzung kostete damals für Jugendliche 60 Pfennige, erwachsene Einzelwanderer mussten eine Mark bezahlen.
Ein wenig traurig ist der Alt-Genosse nur darüber, dass das Jugendheim jetzt meistens leer steht. Die „Sozialistische Jugendheim-Vereinigung"   hatte das Haus an die Arbeiter-Wohlfahrt abgetreten. Nur noch selten finden dort noch Veranstaltungen, Tagungen oder Wochenend-Seminare statt.
Der persönliche wie berufliche Werdegang von Dr. Neumann ist ungewöhnlich. Neumann arbeitete zunächst als kaufmännischer Lehrling, später als Angestellter in der Kölner Werkzeugmaschinen-Fabrik, wechselte dann zu einer Hamburger Versicherung. In den zwanziger Jahren kam zum ersten Mal die Idee von einem zweiten Bildungsweg auf, der auch Arbeitern die Möglichkeit zum Universitätsstudium eröffnen sollte. Hermann Neumann ging mit Freunden nach Berlin, um einen Arbeiter-Abiturientenkurs am Kaiser-Friedrich-Realgymnasium in Neukölln zu absolvieren. Er schaffte sowohl das Abitur, als auch Jahre später sein juristisches Doktor-Examen.
Obwohl er Akademiker war, verlor er nie die Bindung zu den Sozialisten und der Gewerkschaftsbewegung. In seinem Amt als Vorsitzender der sozialistischen Studenten in Köln bekam Neumann jedoch nicht nur Schwierigkeiten mit den Nazis. Als Weggefährte des späteren nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Heinz Kühn handelte sich Neumann auch Ärger mit der SPD ein. Er kritisierte als „Juso" die lasche Haltung der SPD-Spitze gegenüber den „braunen" Bedrohung.
Die SPD schloss ihren jugendlichen Kritiker Neumann daraufhin wegen parteischädigenden Verhaltens zeitweise aus. Dennoch blieb der Student und spätere Jurist seinen politischen Überzeugungen treu. Noch im Untergrund half er mit, die verbotene Zeitung „Der rote Kämpfer" an den Mann zu bringen.
Die Kriegszeit überstand Dr. Neumann als Wehrmachtssoldat unbeschadet. Es gelang ihm, in letzter Minute mit 60 Stabshelferinnen vor den herannahenden Russen zu flüchten. Nach der Gefangenschaft fing er beruflich dort wieder an, wo er vor dem Krieg aufgehört hatte: im Versicherungswesen.

Zweite Heimat

Neben seiner politischen Tätigkeit kümmerte sich Hermann Neumann auch um die geschichtlichen Zeugnisse in der Eitel, die ihm spätestens nach seiner Pensionierung zur zweiten Heimat wurde.
Bei den archäologischen Grabungen, die in den 60er und 70er Jahren in der Kakushöhle gemacht wurden, war er immer dabei. Egal ob ein Stück Römerkanal oder ein vorzeitliches Hünengrab gefunden wurde: Dr. Neumann versorgte die Spezialisten des Bonner Landesmuseums mit den Ratschlägen des Ortskundigen.

Römischer Ursprung

Zu seinen größten Verdiensten zählt die Entdeckung der alten Kalkbrennerei römischen Ursprungs, die er zusammen mit Toni Hürten in Iversheim fand.
Zu seinem Geburtstag hatte Dr. Neumann gestern Freunde und alte Weggefährten nach Breitenbenden zu einer kleinen Feier eingeladen. Der Mechernicher   SPD-Ortsvereinsvorsitzende Peter Schüller überreichte ihm die Urkunde für 65jährige Mitgliedschaft in der Partei.

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1988: Rheinlandtaler für Dr. Hermann Neumann

Jurist auf den Spuren archäologischer Schätze.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, Günter Hochgürtel
 Mechernich-Lorbach — In der Kakushöhle bei Dreimühlen kennt er jeden Stein und Strauch. Wo immer im Raum Mechernich Zeugnisse längst vergangener Zeiten im Erdreich   schlummerten,   war Dr. Hermann Neumann zur Stelle und forderte die Denkmalpfleger auf nachzugraben. Seit 25 Jahren ist der gebürtige Kölner schon Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege — ein Anlass, ihm jetzt den Rheinlandtaler zu verleihen. Dr. Neumann wird die hohe Auszeichnung am kommenden Donnerstag im Euskirchener Kreishaus entgegennehmen.

Gespür für archäologische Überbleibsel

Da er seit Jahren in Mechernich-Lorbach ansässig ist, lag Neumann die Kakushöhle natürlich besonders am Herzen. Als unter anderem auf sein Betreiben hin dort nach archäologischen Überbleibseln gegraben wurde, stand er mit Rat und Tat zur Seite, um die neuesten Funde, die heute teilweise im Römisch-Germanischen Museum in Köln zu sehen sind, zu begutachten. Auch dem Römerkanal, der quer durchs Mechernicher Stadtgebiet verläuft, widmete er seine volle Aufmerksamkeit.

Oft begannen die Denkmalbehörden erst nachzuforschen, wenn sie von Neumann auf Besonderheiten in der Landschaft hingewiesen wurden. So war der inzwischen 83jährige daran beteiligt, dass die Hügelgräber im Bereich der „Hovenzeley" bei Weyer untersucht und nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten ausgewertet wurden. Das Gleiche gilt für die fränkischen Steinplattengräber in Holzheim und Gehn.
Mit dem bekannten Münstereifeler Heimatforscher und Museumsgründer Toni Hürten verband Neumann eine enge Freundschaft. Nach dem Tode Hürtens kümmerte sich Neumann um dessen Nachlass.

Politisch stark engagiert.

Schon als Student war der spätere   Versicherungsjurist politisch engagiert. Als Vorsitzender der sozialistischen Studentenschaft wurde er in der Nazizeit mehrfach verhaftet und entging dem KZ nur knapp. In Lorbach engagierte sich Neumann stark für den Aufbau eines Jugendheims.
Sein Arbeitszimmer im Ruhestandssitz ist voll gestopft mit Fachliteratur über Bodendenkmäler. Und soweit sein Gesundheitszustand es zulässt, ist Neumann immer noch unterwegs, um verborgene archäologische Schätze aufzuspüren.

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1980: Rheinisches Landesmuseum Bonn gratuliert Dr. Neumann zum 75. Geburtstag.

 Sehr geehrter Herr Dr. Neumann,

in Vertretung des Direktors und im Namen aller Mitarbeiter des Rhein. Landesmuseums Bonn / Rhein. Amt für Bodendenkmalspflege möchte ich Ihnen ganz herzlich zum 75. Geburtstag gratulieren und auch weiterhin Gesundheit, Glück und alles, alles Gute wünschen. Mit der Hoffnung, dass Sie uns als unersetzlicher Mitarbeiter und -streiter in der Rheinischen Bodendenkmalspflege noch viele Jahre in bewährter Rüstigkeit und geistiger Frische erhalten bleiben mögen, verbinde ich unser aller Dank für Ihre langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserem Amt, die bislang ja schon zahlreiche wichtige - und damit auch bleibende - Beiträge der Erforschung der Rheinischen Geschichte durch die Jahrtausende erbracht hat.

Mit den besten Grüßen

Dr. Heinz Günter [Noren].

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Dr. Neumann, der Hobby-Archäologe, könnte zu den folgenden Fotos eine Menge erzählen.

Fotos: Dr. Neumann und Hubert Schmitz (HSL).
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 1972 - Dr. Neumann führt eine Schulklasse durch die Kakushöhle bei Dreimühlen

Dr-Neumann (roter Pfeil) mit der Schulklasse in der Kakushöhle. Von Hubert Schmitz, Lorbach (HSL), Lehrer und Konrektor i.R. der Gemeinschaftshauptschule Mechernich:


Selten findet man als Lehrer einen Menschen wie Dr. Neumann, der sein Engagement für junge Menschen und seine Leidenschaft für das Alte, nämlich Archäologisches, so tatkräftig in den Dienst der Bildung und Erziehung zu stellen wusste. Er, ein Jurist, besaß das Gespür für das pädagogische Prinzip, bei jungen Menschen in ganzheitlicher Sicht "Kopf - Herz - Hand" (Pestalozzi) anzusprechen.